Aug. 092023
 

Der Kosmos-Verlag hat ein hübsches Ding herausgebracht: die Sound Machine. Ein kleiner, als Synthesizerbausatz beworbener Kit für „junge Maker“, also Jugendliche ab 10, die sich für Elektronik interessieren. Nun, „junger Maker“ bin ich ja nicht gerade, aber bekanntermaßen synthesizeraffin, also habe ich das Ding getestet 🙂

Vollmundige Ankündigung …

Kosmos bewirbt das Gerätchen recht vollmundig: „elektronische Wundertüte für Musik- und Maker-Fans“ … „zwischen Klavier, Schlagzeug und Orgel gibt es auch noch unglaubliche Klangfarben und Effekte“ … „während Kinder zwischen zehn und 14 Jahren die Technik bis ins Kleinste durchschauen“ und so weiter. Ich finde, damit haben sie sich keinen großen Gefallen getan, denn diesen Ansprüchen kann die Sound Machine leider nicht gerecht werden. Eine moderatere Werbung wäre sicher gut gewesen, weil … als kleiner Rechtecksounderzeuger ist sie gar nicht schlecht, aber „Synthesizer mit unglaublichen Klangfarben und Effekten“ halt auch nicht. Das Handbuch gibt sich durchaus Mühe, die elektronischen Grundlagen abzudecken, allerdings etwas lückenhaft; was ein Kondensator in der Schaltung tut, wird in Grundzügen erläutert. Was ein Widerstand ist und tut, hingegen nicht. Da wäre schon mehr drin gewesen.

… und was wirklich drin ist

Wenn man die Verpackung öffnet, findet man das vor:

Sound Machine Bausatzteile

Teile des Kosmos Sound Machine-Bausatzes

Etwa eine Viertelstunde später hat man das fertige Gerät vor sich:

Sound Machine aufgebaut

Kosmos Sound Machine fertig aufgebaut

Die Kosmos Sound Machine ist ein kleiner Mikrokontroller mit etwas schmückendem Beiwerk. Es handelt sich dabei um einen Nuvoton MS51FB9AE, also ein 8-bit-Rechnerlein mit 8051-Befehlssatz. Nachdem dieser zwar über einen ADC verfügt, aber nicht über das Gegenstück, das eine analoge Ausgabe ermöglichen würde, ergibt sich praktisch zwangsläufig, dass nur Rechteck- bzw. Pulswellen ausgegeben werden können. Davon können immerhin drei gleichzeitig erstellt werden. die mit den schönen Namen „Orgel“, „Klavier“ und „Schlagzeug“ betitelt werden.

Der ADC wird verwendet, um ein Potentiometer sowie die über einen Metallstift betätigten „Tasten“ auszulesen. Die Tasten liefern dabei über kaskadierte Widerstände unterschiedliche Spannung. Vom Prinzip her einem Stylophone nachempfunden, bloß dass die Klangerzeugung dann über den Mikrocontroller erfolgt.

Die drei gleichzeitig möglichen Wellen werden jeweils durch einen passiven RC-Filter geschickt, dessen Wirksamkeit man durch Stecken von Widerständen beeinflussen kann. Das ermöglicht eine gewisse Klangformung.

Zusätzlich kann man pro Kanal auch – ebenfalls durch Stecken von Widerständen – den Lautstärkeverlauf eines Tons beeinflussen, also ein passives Decay.

Nachdem die passiven RC-Filter, sofern aktiviert, die Lautstärke senken, kann durch Stecken weiterer Widerstände der Ausgabepegel der drei Quellen beeinflusst werden.

Das Ganze wandert dann in einen LM386 als Ausgabeverstärker und von dort in einen kleinen Lautsprecher und/oder Audioausgang.

Fazit

Für „junge Maker“, also 10- bis 14-Jährige, stellt sich vermutlich recht schnell eine Ernüchterung ein. Der Aufbau ist zwar einfach, man kann über Jumper und Widerstände den Klang beeinflussen und auch ein klein wenig „programmieren“, also in bescheidenem Maß Trommelsequenzen einstellen und abspielen, aber die erzielbaren Klänge sind nur in bescheidenem Maß variabel und … nun, Rechtecksounds halt, mit mehr oder weniger abgeschwächten Obertönen. Mehr ist prinzipbedingt nicht möglich.

Aber …

… nachdem ich allerdings kein „junger Maker“ mehr bin, sondern mich eher als bereits ziemlich zerknitterten Hacker bezeichnen würde, finde ich das Gerätchen durchaus interessant. Es verfügt nämlich – vermutlich zur Erstbespielung – über einen Debug-Port, über den es programmierbar sein dürfte:

Debug Port

Debug-Port der Sound Machine

… sprich, ich müsste das Gerät nach Lust und Laune umprogrammieren können. Für die angepeilte Zielgruppe mag es vielleicht weniger hergeben, aber es bietet möglicherweise einen gewaltigen Spaßfaktor für „alte Maker“! 🙂

Dem Reiz, wieder mal einen „Synthesizer“ aufzuhacken, so einfach er auch sein mag, kann ich mich nicht leicht entziehen. Nun denn … ich werde das, je nach verfügbarer Zeit, weiterverfolgen und hier mitdokumentieren.

 Veröffentlicht von am 11:04

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