Der PPG Wavecomputer 360 und sein Nachfolgemodell, der Wave 2, waren reine Wavetable-Instrumente. Mit dem Wave 2.2 führte PPG die sogenannten Transient Sounds ein – etwa das, was vom Rest der Industrie später „Sample“ genannt wurde. Nachdem das etwa zur selben Zeit geschah, als der erste Fairlight CMI (Ende 1979) und der E-mu Emulator (1981) gebaut wurden, gab es noch keine weithin etablierte Terminologie – daher erfand PPG eben eine. Also …
Was ist ein Transient Sound?
Aufs Wesentliche heruntergebrochen das, was man heutzutage „Sample“ nennen würde – eine längere Wellenform, normalerweise ein digitalisierter Naturklang, mit einem Endteil, der in einer Schleife abgespielt wird, bis der Release-Teil der Stimme fertig ist.
Die Hardware des PPG Wave ist auf die Wavetable-Synthese ausgelegt; die Unterstützung von Transient Sounds wurde nicht von Grund auf neu entwickelt, sondern als Erweiterung der bestehenden Methode implementiert. Daraus resultieren einige Besonderheiten.
Äh … Wave-was?
Eine „Wavetable“ ist im Prinzip eine Zusammenfassung von Einzelwellenformen („Waves“) zu einer Tabelle, wobei durch eine Grundeinstellung sowie diverse Modulationsmöglichkeiten festgelegt werden kann, welche der Wellenformen gerade zum Abspielen einer Stimme verwendet wird. Im PPG Wave besteht jede der Waves aus 128 einzelnen digitalisierten Spannungswerten („Samples“), die zusammen eine Schwingungsperiode der Wellenform abbilden. Im Wavetable-Modus wird jeweils eine der Waves in der Wavetable in einer Dauerschleife („Loop“) abgespielt. Diese Schleife hat also als Startpunkt den Anfang der Wellenform und als Länge die Anzahl der Samples dieser Wellenform.
In PPG Wave und EVU hat diese Wavetable eine fixe Größe; es sind immer 64 Waves in einer Wavetable. In den eingebauten Wavetables gibt es immer einen Bereich von 60 Waves, die zusammen einen relativ glatten Verlauf zwischen sorgfältig ausgesuchten Wellenformen bieten. Zusätzlich gibt es 4 fixe Wellenformen, die in allen Wavetables gleich sind: Dreieck, Puls, Rechteck und Sägezahn.
Zusätzlich zur normalen Wavetable gibt es eine „Upper Wavetable“, die für alle eingebauten Wavetables gleich ist. Auch diese umfasst 64 Wellenformen. Insgesamt stehen also 128 Wellenformen zur Verfügung; im Wave 2.3 und der EVU sind es sogar 8 Bänke davon.
Arten von Transient Sounds
Der Wave 2.2 kennt zwei verschiedene Arten von Transient Sounds: Short Loop und Long Loop Transient Sound. Der Wave 2.3, mit seiner stark erweiterten Speicherausstattung (hey, 8 Bänke für Wavetables statt einer!), fügte eine weitere Art hinzu: den Double Bank Transient Sound.
Short Loop Transient Sound
Ein Short Loop Transient Sound ist die einfache Erweiterung des Wavetable-Konzepts.
Der Short Loop Transient Sound erweitert dieses Konzept ein wenig: hier gibt es zusätzlich einen Startpunkt, ab dem die Wellenform abgespielt wird. In einer Wavetable entspricht dieser Startpunkt immer dem Anfang der gerade abgespielten Wellenform; beim Short Loop Transient Sound kann er vom Anfang der Wellenform bis zum Anfang des Loops frei gewählt werden, und der Loop-Teil umfasst dieselbe Anzahl von 128 Samples wie im Wavetablemodus.
Ab V4 des Wave 2.2-Betriebssystems gibt es eine eingebaute Wavetable #31, die zwei Naturklänge enthält (Piano/Saxophon). Die Auswahl dieser Wavetable versetzt den Wave in den Short Loop Transient Sound-Modus; das ist die einzige Möglichkeit, den Wave ohne angeschlossenes Waveterm in einen der Transient Sound-Modi zu versetzen.
Long Loop Transient Sound
Der Short Loop Transient Sound ist nicht für jede Art von Sound gut geeignet; die Beschränkung auf eine Looplänge von 128 Samples führt zu einem ziemlich statischen Klangbild, sobald der Loopbereich erreicht wurde. For lebendigere Klangverläufe kann ein längerer Loopbereich von Vorteil sein; der Long Loop Transient Sound bietet diese Möglichkeit.
Ein Long Loop Transient Sound hat eine Looplänge von 2048 Samples im Wave 2.2 und von 8192 Samples in Wave 2.3. Diese Verlängerung bringt allerdings Restriktionen mit sich; der Startpunkt kann immer noch in 64 Schritten eingestellt werden, der Loopstart hingegen nicht. Im Wave 2.2 kann der Loopstart in 32 Schritten eingestellt werden; im Wave 2.3 nur in 8 Schritten.
Double Bank Transient Sound
Dieser Modus existiert nur in Wave 2.3 und EVU, nachdem er zwei Bänke benötigt; der Wave 2.2 hat aber nur eine. Es ist prinzipiell einer der obigen Modi, allerdings mit dem kleinen Zusatz, dass der Startpunkt immer in der ersten Bank liegt und der Loop in der zweiten. Abgesehen davon gibt es keinen Unterschied.
Mit Double Bank Transient Sounds kann ein doppelt so langer Naturklang verwendet werden, aber um das zu erreichen, wird die Anzahl gleichzetig nutzbarer Wavetable- bzw. Transient Sound Bänke in Wave 2.3 / EVU reduziert.